Zukunft der Elektromobilität
Sauber, leistungsstark – und bald auch ausdauernd?Elektro ist gekommen, um zu bleiben. Und das in immer mehr Branchen. Im Interview erklärt Wolfgang Klüpfel, Leiter von Linde eMotion, wo die E-Reise hingeht, was der Elektrifizierung oft noch im Wege steht und welche Technologie die Zukunft der Elektromobilität sein könnte.
Herr Klüpfel, welche aktuellen Entwicklungen beim Mutterkonzern Linde Material Handling sind für eMotion besonders wichtig?
2021 hat Linde die neuen E-Stapler auf den Markt gebracht. Besonders zukunftsweisend ist dabei die X-Serie. Mit diesen Fahrzeugen hat Linde erstmals Elektrostapler gebaut, die der Leistungsfähigkeit von Verbrennern in nichts mehr nachstehen. Dank besserer Motoren und einer neuen Umrichter-Technologie konnte die Leistung der Fahrzeuge deutlich gesteigert werden. Davon profitieren wir bei eMotion immens.
Wie wirkt sich das auf das Produktportfolio von eMotion aus?
Indem wir unseren Kunden immer stärkere Antriebe bieten können, erschließen wir einen Markt mit gewaltigem Zukunftspotenzial. Gerade vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise wächst der Bedarf an elektrisch betriebenen Arbeitsmaschinen rasant. Die meisten Unternehmen haben mittlerweile die Notwendigkeit erkannt, ihren eigenen CO2-Fußabdruck in den kommenden Jahren massiv zu senken.
In welche Branchen werden Elektrolösungen am dringendsten gebraucht?
Zum Beispiel bei Land- und Baumaschinen. Hier gibt es bislang kaum Hersteller, die Fahrzeuge mit Elektromotoren aus Großserienproduktion ausstatten können. Aber auch bei Kommunalmaschinen wie Kehr- und Putzfahrzeugen, kleinen Müllwagen oder Forstmaschinen ist die Nachfrage groß. Kommunen wollen saubere, leisere Städte und haben sich ambitionierte Klimaschutzziele gesetzt. Deshalb wollen sie ihre alten Verbrenner loswerden und fördern den Umstieg auf E-Antriebe.
Welche Ansprüche stellen solche Kunden an E-Fahrzeuge?
Viele von ihnen wollen zum allerersten Mal ein Fahrzeug mit elektrischem Antrieb einsetzen. Die meisten stehen also noch ganz am Anfang und formulieren zurückhaltende Erwartungen. Oft sind sie sogar schon froh, wenn die neuen E-Fahrzeug etwa gleich gut arbeitet wie die alten Verbrenner. Sobald sie mit uns zusammenarbeiten, merken sie aber schnell, dass wir noch viel mehr für sie tun können. Beispielsweise können wir sie präzise beraten, wie sie ihre E-Fahrzeuge optimal einsetzen, um maximal effizient und wirtschaftlich zu sein.
Was braucht es für hochleistungsfähige Elektrofahrzeuge?
Die Speicherfähigkeit der Batterie ist das A und O. Bei E-Staplern ist das kein großes Thema, weil sie auf einem abgeschlossenen Gelände arbeiten, wo regelmäßiges Zwischenladen möglich ist. Sie fahren sozusagen permanent um die Steckdose herum. Bei Bau- oder Kommunalmaschinen ist das völlig anders. Diese Fahrzeuge müssen Acht-Stunden-Schichten ohne Ladegerät absolvieren. Die Batterien brauchen also eine viele höhere Energiedichte, um die nötige Reichweite und Laufzeit zu ermöglichen.
Umwelt-Held für Megacities
Mit dem elektrisch angetriebenen und emissionsfreien Kleintransporter „Peace" von Power Plaza fahren Kunden im Schnitt rund 46 Kilometer täglich – eine Einsparung von jährlich rund 2.175 Kilogramm Kohlendioxid.
Die allermeisten Batterien für Elektromobilität werden heute in China produziert. Welche Rolle spielt die Versorgungssicherheit?
Eine sehr große, vor allem in Pandemiezeiten. Aber zum Glück gehört eMotion als Teil von Linde Material Handling zur KION-Group, die langfristige Verträge für die Batterieversorgung abgeschlossen hat. So ist sichergestellt, dass die Lieferketten unter allen Umständen funktionieren und jederzeit die benötigten Komponenten zur Verfügung stehen. Wäre eMotion ein kleiner, eigenständiger Hersteller, wäre das alles sehr unsicher für uns. Aber mit dem KION-Konzern im Rücken können wir beim Thema Lieferfähigkeit entspannt sein.
Wie wirken sich die Batteriekosten auf die Fahrzeugentwicklung aus?
Batterien sind die mit Abstand teuerste Komponente eines E-Fahrzeugs. Je nach Model verursachen sie fünf- bis zehnmal so viele Kosten wie der eigentliche Elektroantrieb. Aktuell kommt uns zugute, dass die Preise für Lithium-Ionen-Batterien fallen und wir sie günstig einkaufen können. Langfristig wollen wir bei Linde ein eigenes Batterie-Portfolio aufbauen, das unterschiedliche Bedarfe abdeckt. Denn wer die Hoheit über seine Batterien hat, wird mit großen Vorteilen bei den Umsätzen belohnt. Mit unserem Joint Venture „KION Battery Systems“ suchen wir deshalb ständig nach Synergien, um uns vom Wettbewerb anzusetzen.
Wie schätzen Sie das Zukunftspotenzial von Wasserstoff-Brennstoffzellen ein?
Sehr groß. Gerade für Fahrzeuge im Außeneinsatz, die ohne Ladestation auskommen müssen - also etwa im Straßenbau. Brennstoffzellen-Fahrzeuge lassen sich einfach mit Wasserstoff betanken und stellen daraus eigenen Strom her, der in einer Lithium-Ionen-Batterie zwischengespeichert wird. Das macht sie unabhängig von der nächstbesten Steckdose. Viele halten die Brennstoffzelle deshalb für den Antrieb der Zukunft. Die Technologie hat definitiv das Zeug, den Markt der Zukunft zu dominieren. Mit der langjährigen Brennstoffzellen-Erfahrung bei Linde sind wir darauf gut vorbereitet.