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E-Rollstuhl LUF Mobil

Über Stock und Stein
LUF Mobil der österreichischen LUF GmbH im Einsatz in Australien

Die österreichische LUF GmbH baut einen elektrischen Outdoor-Rollstuhl, mit dem gehbehinderte Menschen jedes Gelände befahren und jedes Hindernis überwinden können. Dabei muss das LUF Mobil vor allem eines sein: extrem zuverlässig. Mit Linde eMotion hat das Unternehmen dafür genau den richtigen Partner gefunden.

Wenn er auf andere Gedanken kommen will, reitet Bruno Walter mit dem Pferd in den Wald. Dort, auf den schmalen Forstwegen in der Nähe seiner österreichischen Heimatstadt Thüringen, hat er 2012 eine schicksalhafte Begegnung. Er ist schon einige Zeit unterwegs, da trifft er einen gehbehinderten Ausflügler, der mit einem zum Rollstuhl umgebauten Segway mehr schlecht als recht über den unebenen Waldboden holpert.

„Ich dachte nur: Das muss doch besser gehen“, erzählt Walter. Aus dem Wald bringt er die Idee für einen Geländerollstuhl mit nach Hause. Ein robustes, leistungsstarkes und zuverlässiges Gefährt, mit dem sich selbst unwegsamstes Gelände bewältigen lässt.

Test des LUF Mobils

„Das muss doch besser gehen“: Mit dem LUF Mobil hat Bruno Walter einen robusten, leistungsstarken und zuverlässigen Outdoor-Rollstuhl gebaut.

Bei Bruno Walter ist dieser Geistesblitz in guten Händen. Der heute 51-Jährige ist Gründer, Geschäftsführer und Chefentwickler der LUF GmbH, die seit Mitte der 1990er-Jahre Hightech-Löschroboter herstellt. Die Fahrzeuge kommen bei Großbränden auf der ganzen Welt zum Einsatz, immer dann, wenn es für Feuerwehrleute zu gefährlich wird, bis an den Brandherd vorzudringen. Ferngesteuert rücken sie bis ins Zentrum des Infernos vor und verdampfen dort große Mengen Löschwasser mit einer Technologie, die sich Walter bei Schneekanonen abgeschaut hat.

Mittlerweile finden sich die LUF-Roboter überall dort, wo empfindliche Infrastruktur vor Bränden geschützt werden muss. Sie bewachen den Yachthafen in Monaco, den Elbtunnel in Hamburg und den Hafentunnel in Hongkong. Auch das weltweit größte Atommülllager in Sibirien hat LUF-Fahrzeuge im Einsatz. In der Löschrobotik ist das Unternehmen aus Vorarlberg heute globaler Technologieführer.

Kult und Sexyness

Mit dem Plan, einen Geländerollstuhl zu bauen, betritt der passionierte Tüftler Walter Neuland. Für die ersten Schritte wendet er sich an seinen Neffen, damals gerade auf der Suche nach einem Abschlussprojekt für sein Ingenieursstudium. Walter stattet ihn mit 100.000 Euro aus und sichert ihm den Rückhalt der Firma zu. „Ich habe ihm einfach gesagt: Bau mir mal was.“

2017 wird das LUF Mobil der Öffentlichkeit präsentiert. Vier Jahren lang haben Walter und sein Team den Prototypen verfeinert und weiterentwickelt, den der Neffe 2013 geliefert hatte. Die Geländetauglichkeit des Gefährts basiert bis heute auf der Technologie, mit der die LUF GmbH ihren Löschrobotern das Fahren über Trümmer und Treppen ermöglicht.

Auf Youtube zeigen zahlreiche Videos, was sich damit alles anstellen lässt. Testfahrer brausen durch offenes Gelände, durchfahren Schlamm und knietiefes Wasser, überwinden Rampen, Treppen und hohe Randsteine. Oder sie absolvieren gleich eine komplette Wanderfahrt, die über mehrere Alpen-Bergpässe führt. Alle haben sie offensichtlich Spaß mit dem kraftvollen Gefährt, das einem Strandbuggy deutlich ähnlicher sieht als einem typischen Rollstuhl.

Einsatz des LUF Mobils in den Alpen

Mit dem LUF Mobil geht es über Stock und Stein - auch auf hochalpinen Wanderrouten.


Wie leistungsfähig das Fahrzeugs ist, verraten auch seine Kennzahlen. Auf ebener Strecke erreicht das LUF Mobil eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 30 Kilometer pro Stunde. Aus dem Stand zieht es 400 Kilo schwere Anhängelasten. Diese Kraft ist nötig, um im Gelände Steine, Wurzeln und alle anderen Hindernisse zu bewältigen. Dank des speziellen Fahrwerks lassen sich Steigungen bis zu 28° meistern. Die Nettosteigfähigkeit beläuft sich auf rund 3.000 Höhenmeter pro Tag, was der Überquerung von zwei hochalpinen Pässen entspricht. Und das alles per Elektroantrieb.

Das letzte, was Menschen mit Gehbehinderung brauchen, ist ein klappriges Gefährt, das mit Mühe und Not von der Stelle kommt. Das LUF Mobil ist ein hochwertiges Freizeitfahrzeug. Es soll ein gewisses Maß an Kult und Sexyness ausstrahlen. Es soll Spaß machen und den Fahrer mit Stolz erfüllen. Wie ein schickes Motorrad oder ein elegantes Kabrio.

Bruno Walter, Geschäftsführer der LUF GmbH

E-Erkenntnisse Down Under

Die endgültige Entscheidung, das LUF Mobil mit einem Elektroantrieb von Linde eMotion auszustatten, fällt 2019 in Australien. Gemeinsam mit dem Künstler Marcel Dengel haben sich Walter und ein kleines Team von Helfern nach Down Under aufgemacht, um dort den Geländerollstuhl einem Härtetest zu unterziehen. Sechs Wochen durchstreift die Crew den Kontinent und fotografiert dabei mitgebrachte Skulpturen vor malerischen Naturkulissen.

„Mit dem LUF Mobil konnten wir die Figuren an schwer zugänglichen Orten platzieren und dabei die Zuverlässigkeit des Fahrzeugs erproben“, erinnert sich Walter. „In Australien sind wir bis zu 160 Kilometer am Stück gefahren. Dabei haben wir sehr viel gelernt, vor allem zu Sonnenschutz, Schlagwetterschutz, Lenkstabilität und Staubschutz.“

LUF Mobil in der Natur Australiens

Eine weitere entscheidende Erkenntnis wartet in Coober Pedy, einem kleinen Ort im Süden Australiens. Das LUF Mobil, damals noch angetrieben von einem laut knatternden Verbrennungsmotor, erregt dort den Unmut eines Polizisten. „Er meinte, es wäre eine Motorcross-Maschine ohne gültige Straßenzulassung und stellte uns einen Strafzettel über 1.000 australische Dollar aus. An einem Elektrogefährt hätte hingegen niemand Anstoß genommen.“

Ähnliche Probleme gibt es auch beim Besuch in Sydney. „Wären wir mit einer Elektrovariante unterwegs gewesen, hätten wir mit dem LUF Mobil ein Foto vor dem Opernhaus machen können. So aber durften wir nicht in die Innenstadt“, erzählt Walter. „Mit Verbrennern hat man heute fast überall Probleme. In Australien habe ich beschlossen, dass das LUF Mobil ein reines Elektrogefährt werden muss.“

Endlich elektrisch

Anfang 2020 fällt der offizielle Startschuss für den E-Umbau. Ein geeigneter Partner für das ambitionierte Projekt ist bald gefunden. Schon seit vielen Jahren ist die LUF GmbH begeisterter Kunde von Linde Material Handling. Sämtliche Logistikgeräte des Unternehmens, vom Niederhubwagen bis zum Schwerlaststapler, stammen vom Staplerspezialisten aus Aschaffenburg. „Die Linde-Technologie ist einfach hervorragend. Da war es naheliegend, sich für die Elektroumrüstung des LUF Mobils an Linde eMotion zu wenden“, sagt Walter.

„eMotion hatte sofort den passenden Elektromotor und die entsprechende Steuerungselektronik für uns, die sich ohne Probleme auf unsere speziellen Anforderungen zuschneiden ließen“, berichtet Walter. „Dieses hohe Maß an Individualisierbarkeit ist nicht selbstverständlich, und deshalb eine der ganz großen Stärken von eMotion. Denn es ermöglicht uns, nicht nur ein gutes, sondern ein perfektes Fahrzeug zu bauen.“

Das LUF Mobil im Einsatz in den Alpen

Dank des kraftvollen Elektromotors von Linde eMotion überwindet das LUF Mobil auch extreme Steigungen.

Besonders freut sich der passionierte Fahrzeugentwickler über die unkomplizierte Zusammenarbeit: „Andere Unternehmen verstecken ihre Techniker und IT-Spezialisten regelrecht. Bei Linde eMotion ist das völlig anders. Wann immer es ein Problem gibt, haben wir direkten Zugang zu passenden Fachleuten. Die kennen ihre Technologie in- und auswendig. Selbst auf Fragen zu kleinsten Details bekommt man eine qualifizierte Antwort, mit der man weiterarbeiten kann.“

Der perfekte Partner: Linde eMotion

Weiterarbeiten will Bruno Walter noch ungefähr bis zum Frühjahr Jahr 2021. Dann, so denkt er, dürfte das LUF Mobil nach fast acht Jahren Entwicklung endlich marktreif sein. „Unkaputtbar“ ist für ihn das entscheidende Attribut des fertigen Modells. „Wir hatten schon viele Kaufanfragen. Aber solange wir uns nicht sicher sind, dass alles perfekt funktioniert und 100 Prozent zuverlässig ist, verkaufen wir nicht.“

Weil unbedingte Zuverlässigkeit für Walter nicht verhandelbar ist, hat er seiner Meinung nach mit Linde eMotion den perfekten Partner gefunden. „Die Elektrokomponenten wurden für Stapler entwickelt, die in 24-Stunden-Schichten im Einsatz sind. Egal wie intensiv die Nutzung ist, diese Teile bekommt man einfach nicht klein. Genau das brauchen wir.“

Aktuell entsteht in Thüringen eine neue Produktionshalle. Auf 2000 Quadratmeter sollen hier künftig die Löschroboter der LUF GmbH gefertigt werden. Auch auf die Serienfertigung des LUF Mobils ist das neue Areal ausgelegt. Nur noch ein klein wenig Tüftelei, dann ist der Hightech-Rollstuhl für jedermann zu haben. „Sobald das Fahrzeug fertig ist, lassen wir es krachen“, sagt Walter. Und dann?

Vielleicht mal wieder ein Waldausflug mit dem Pferd. Um auf andere Gedanken zu kommen.

Das LUF Mobil am Strand von Australien